Mikrowald in Erlangen
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Grünflächen, Bäume, Wald sind Räume der Erholung. Dass auch auf kleinstem Raum Wald Platz finden kann, beweist ein Hotelchef aus Erlangen.

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Erlanger Hotel: Mikrowald gegen den Klimawandel

Das Erlanger Hotel Luise überzeugt schon seit Jahren mit einem überwiegend nachhaltigen Konzept. Jetzt soll ein Mikrowald im Hotelgarten ein weiteres Zeichen gegen den Klimawandel setzen. Auf engstem Raum.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau Franken am .

Im Eingangsbereich des Hotels im Erlanger Stadtzentrum hängen 230 kleine Holztafeln. Auf jeder einzelnen stehen unterschiedliche Nachhaltigkeits-Maßnahmen, die im Haus umgesetzt werden. Von besonders wassersparenden Astronautenduschen, Waschen bei 40 Grad Celsius oder jetzt eben auch dem noch recht neuen Mikrowald.

  • Zu Artikel: "Stadtgrün 2021 –Welche Stadtbäume dem Klimawandel trotzen

Tradition im Hotel: Nachhaltigkeit

Es ist ein Herzensprojekt für Hotelbetreiber Benjamin Förtsch. Der 34-Jährige führt das 92-Zimmer-Haus im Stadtzentrum Erlangens in dritter Generation. Seine Großeltern hatten das Hotel 1956 gegründet, dann übernahmen Benjamin Förtschs Eltern und mittlerweile ist der Jüngste in der Familie am Ruder. Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Umgang mit den Ressourcen, Themen die bereits Benjamins Eltern in den Fokus rückten. Mit seinem eigen, kleinen Mikrowald im Hotelgarten geht Benjamin Förtsch den nächsten Schritt.

Wald mit bisher 200 Bäumen am Hotel

Um die 200 Bäume habe er bereits gepflanzt, beziehungsweise pflanzen lassen, schätzt Benjamin Förtsch, während er musternden Blickes durch den Mikrowald an der Südseite seines Hotels geht. Heute setzt er einen zierlichen Ginko-Baum. Schon beim Graben des Loches wird klar: Der Boden im Mikrowald ist kein natürlicher Waldboden. Eine Mischung aus Hackschnitzeln, Stroh in tieferen Lagen, Kies und einem unterirdischen Bewässerungssystem. Vor allem am Anfang sei das Projekt noch ziemlich pflegebedürftig, so Benjamin Förtsch, aber nach zwei bis drei Jahren soll der Wald ein Selbstläufer sein. Obwohl es länger als zwei Wochen nicht mehr richtig geregnet hat, ist der Boden noch immer feucht und von Pilzen durchzogen. Gut für das Wachstum des Walds, der hier auf rund 70 Quadratmetern gedeiht.

"Der Mikrowald soll ein Mikroklima schaffen, das geht schon ab wenigen Quadratmetern!" Benjamin Förtsch, Hotelier

Kleiner Mischwald als positives Zeichen gegen Klimawandel

Buchen, Kastanien, Erlen, Obstbäume – an die 30 verschiedene Arten wachsen hier auf engstem Raum. Ziel ist ein dichtbewachsener, kleiner Mischwald. Der Mikrowald wächst, bis auf zwei, drei alte, bereits vorhandene Bäume, erst seit einem Jahr und nimmt so langsam Gestalt an. In etwa zehn Jahren, so die Hoffnung von Benjamin Förtsch, soll sein Mikrowald die Qualität eines über Jahrzehnte gewachsenen Waldes haben. Er soll Schatten spenden, die Luft abkühlen, CO2 binden – alles, was ein "großer" Wald auch kann. Im Mikrowald sei alles eben nur viel verdichteter und im Idealfall schneller zu erreichen. Studien aus der ganzen Welt machen dem Hotelier Hoffnung, dass sein Projekt ein gutes, wenn auch kleines Zeichen gegen den Klimawandel setzt.

Stadt Erlangen fördert private Pflanz-Projekte

Auch im Erlanger Rathaus stößt der Mikrowald auf offene Ohren. Die Umwelt- und Klimaschutzbeauftragte Sabine Bock lobt derartige private Initiativen. Mehr Grün in der Stadt könne nie schaden. Ein Mikrowald, wie der am Hotel Luise, sei wie eine kleine, grüne Oase. "Wir fördern als Stadt private Baumpflanzungen und Dachbegrünungen", sagt Sabine Bock, Umwelt- und Klimaschutzbeauftragte der Stadt Erlangen.

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Hotelier Benjamin Förtsch in seinem Mikrowald am Hotel Luise

Benjamin Förtsch ist schon jetzt stolz auf seinen eigenen Mikrowald. Der steht zwar nach einem Jahr Wachstum noch in seiner Anfangsphase, hat aber durchaus schon Farbe und Form angenommen, um als kleiner Wald akzeptiert zu werden.

Mikrowald – Idee aus Japan

Die Idee zu den kleinen Wäldern in der Stadt kommt ursprünglich aus Japan. Dort hatte bereits in den 1970er-Jahren Akira Miyawaki das Konzept vorgestellt, das Kühlung in flächenversiegelte, aufgeheizte Großstädte bringen sollte. Mittlerweile werden solche Mikrowälder in Städten auf der ganzen Welt realisiert. Der Aufwand sei überschaubar, sagt Benjamin Förtsch. Er wolle noch mindestens 30 weitere Bäume an seinem Hotel pflanzen, damit sein Traum vom Mikrogarten weiter wächst und gedeiht.

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