SIDweekly#065 – Utopisch, überambitioniert, vollkommen unrealistisch…

*|MC:SUBJECT|*
Schau Dir diese E-Mail in Deinem Browser an

S!Dweekly#065

Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose und in Dänemark ist es einfach warm:
Das wichtigste dänische Erfolgsgeheimnis, das wir jetzt auf Deutschland übertragen müssen.


Liebe SIDizens!

Würdet ihr diese 4 Begriffe mit der Wärmewende in Verbindung bringen?

  1. Marktwirtschaft
  2. Partnerschaft
  3. Kundenorientierung
  4. Effizienz

In Deutschland wohl eher nicht. In Dänemark sind das Vorgaben zur strategischen Wärmeplanung - die nicht mehr bis 2028 dauert, so wie in Deutschland, sondern bald überall im Land fertig ist. Das musste deshalb so schnell gehen, weil viele dänische Städte bis 2030 oder sogar 2029 komplett klimaneutral sein werden. “Utopisch, überambitioniert, vollkommen unrealistisch, allein physikalisch gar nicht möglich” sind die Kampfbegriffe vom Team “Wasserstoff durch die Erdgasnetze und Wärmewende ist fertig”-Fraktion, bzw. der Glaubensgemeinschaft “Den Plugin-Hybrid-SUV brauche ich mindestens schon für den Urlaub, wo ich 3.000 km am Stück ohne Pause fahre - immer.”

Dass Dänemark viel weiter ist als wir, ist nichts Neues. Über die eigentlichen Gründe für die Erfolgsgeheimnisse sprechen in Deutschland allerdings wenige. Auch sprach 2013 in Deutschland niemand darüber, dass Öl- u. Gasheizungen seitdem im Neubau in Dänemark verboten sind und seit 2016 sogar im Bestand nicht mehr eingebaut werden dürfen.

Folgen wir den Spuren des Geldes: In Dänemark dürfen mit Wärmenetzen keine Gewinne gemacht werden. Das Ergebnis: Der Anteil erneuerbarer Energien in der Fernwärme ist 5-mal so hoch wie in Deutschland. Aber wenn mit Wärmenetzen niemand Gewinne machen kann - dann investiert da ja auch keiner. Stimmt nicht - denn auch die Anschlussquote an Fernwärme ist mehr als 5x so hoch wie in Deutschland. 

Quelle: Status deutsche Fernwärme

Moment mal, Wärmenetze betreiben ohne Gewinnerzielungsabsicht - das ist ja liebhaberei, würde ein deutsches Finanzamt direkt wettern. (Grüße gehen raus an Stadtwerke-Chefs mit privater Wohnmobil- oder Sportboot-Vermietung )

Dieser Zwang zum “Gemeinwohl”, der echten “Daseinsvorsorge”, führt nicht zu schlechter Leistung, hohen Preisen und mangelnden Innovationen - sondern ist das Fundament des Erfolgs. Der deutsche Irrweg - mit Erdgas-Euros die Sporthalle, die Kindertagesstätte oder das Krankenhaus zu finanzieren, das ist in Dänemark verboten. Somit werden Gewinne reinvestiert und damit die Betriebskosten für die Wärmenetze gesenkt und der maximale technologische Fortschritt erzielt. Was dann natürlich das ganze Land und die Wärmetechnik-Industrie ziemlich nach vorne bringt. 

Das sichert am Ende den sozialen Frieden. In Esbjerg, auch eine 2030-Klimaneutral-Stadt, wo jetzt bald die größte Wärmepumpe der Welt in Betrieb geht, wollte eine ARD-Journalistin in der Fußgängerzone Interviews mit begeisterten Menschen über die Wärmeversorgung machen. Aber sie fand niemanden, der in der 115.000-Personen-Stadt darüber reden konnte. Wie heizen Sie? “Mit Fußbodenheizung”, sagten die Menschen.

Quelle: Großwärmepumpe Esbjerg für mehr als 25.000 Haushalte
 

Ein warmes Zuhause ist in Dänemark kein politischer Konflikt, keine “wirtschaftliche Opportunity” - sondern es ist einfach warm. Und die Heizkosten eines WG-Zimmers in Berlin reichen, um ein großes Einfamilienhaus in einer dänischen Stadt zu beheizen.

Und was ist jetzt mit Wasserstoff? Der spielt in Dänemark in der Wärmewende keine Rolle. Außer die Abwärme aus Elektrolyse, die natürlich nutzbar gemacht wird. “Niemand ist hier so irre und plant Wasserstoff als Erdgasersatz”, sagte einer der Planungsingenieure, mit denen ich sprach. Dänemark setzt auf echte Technologieoffenheit statt auf fossile Ideologie. Die effizienteste Technologie setzt sich durch. 

Und das könnt ihr euch alles anschauen. In einer 3000-Personen-Stadt mit 99% Fernwärmeanschlussquote (https://r-aces.eu/use_case/gram-fjernvarme-district-heating/) genauso wie in einer Großstadt. Zum Einsatz kommt alles, was die erneuerbare Energien Technologiebranche so hergibt. Auch deutscher Überschussstrom senkt die Kosten in Dänemark, wenn Fernwärmeunternehmen mit den Durchlauferhitzern den Strom abnehmen, den Deutschland nicht nach Süden transportiert bekommt.

Also - der “James Bond Bösewicht” ist nicht der geographische Unterschied zwischen Dänemark und Deutschland. Der Porzellan im Elephantenladen ist die Frage: Wärmeversorgung im Sinne des Gemeinwohls inklusive Daseinsvorsorge versus Erdgasprofit. Diesem Konflikt müssen wir uns stellen - auch wenn es weh tut. Es ist noch nicht zu spät, aber die letzte (Erdgas)Tankstelle vor der Autobahn.

Sehen wir uns im Januar? 
Euer Felix

Als radikalster Klimalobbyist klebt sich Felix NICHT auf die Straße, sondern in Aufsichtsratssitzungen von Stadtwerken und Rathäusern - um alle anwesenden vom Marktpotenzial erneuerbarer Energien zu überzeugen.

#SID24

weekly@sid.earth

Bist du anderer Meinung?

Klär es auf dem SID im Januar: Karten gibt es hier!
 

Copyright © *|CURRENT_YEAR|* *|LIST:COMPANY|*, All rights reserved.
*|IFNOT:ARCHIVE_PAGE|* *|LIST:DESCRIPTION|*

Unsere Postadresse:
*|HTML:LIST_ADDRESS_HTML|* *|END:IF|*
Powered by SID

Daten anpassen oder Abmelden?
Du kannst Deine Daten hier anpassen oder Dich hier von den SID-News abmelden.

*|IF:REWARDS|* *|HTML:REWARDS|* *|END:IF|*